H1 – Großeinsatz von Hilfskräften nach Schneefall

Die Bundesautobahn A4 war am 18.01. Einsatzschwerpunkt für viele Hilfskräfte aus Hessen und Thüringen. Wiedermal galt es länderübergreifend Hilfe, diesmal für feststeckende PKW und LKW in einem 90Km langen Superstau, zu leisten.

“Einsatzbereitschaft herstellen” lautete gegen Mitternacht das Alarmstichwort.

Seit dem 17.01. hielt eine Schneefront den Südringgau in Atem – der zunehmende Schneefall sorgte bereits in den frühen Abendstunden für Stau auf der Autobahn A4, laut Verkehrsnachrichten zeitweise von Gotha bis zum Kirchheimer Dreieck. Immer wieder sind Fahrzeuge liegen geblieben und beim Versuch des nachfolgenden Verkehrs über die noch freie linke Spur weiter zu kommen, wurde diese für Winterdienste und Rettungsfahrzeuge ebenfalls blockiert, sodass irgendwann alles still stand.

Kurz nach Mitternacht wurden die Einsatzkräfte aus Herleshausen und Wommen alarmiert und via Handyschaltung ins Lagezentrum der Leitstelle Eschwege gab es erste Infos und Aufgaben für die Wehr. Einsatzleiter und stellv. Gemeindebrandinspektor Daniel Harseim machte sich ein Lagebild und kommunizierte mit dem Kreisbrandmeister aus Hersfeld Rotenburg, wo sich ein ähnliches Lagebild abzeichnete. Alleine die Lageerkundung von Herleshausen bis zur Abfahrt Obersuhl gestaltete sich aufgrund der Witterungsbedingungen und der völlig zugestellten Autobahn als zeitraubend und langwierig. Der Auftakt eines langen Einsatzes, der sich bis weit in den nachfolgenden Tag gezogen hat.

Nachdem einige Einheiten erste kleine Erfolge zu vermelden hatten und den Verkehr zwischen Gerstungen und Obersuhl kurze Zeit auf der linken Spur in Bewegung brachten, gab es auch gleich die erste Ernüchterung. Einige LKW-Fahrer weigerten sich aufgrund von gesetzlichen Ruhezeiten das Fahrzeug zu bewegen und Andere versuchten wieder über die freie linke Spur ihre Fahrt fortzusetzen. Dabei haben sie sich natürlich wieder fest gefahren und der Winterdienst konnte abermals nicht räumen. Zudem war die Kommunikation sehr schwierig. Aufgrund von Sprachbarrieren war ohne Übersetzungsprogramm keine Verständigung möglich. Die PKWs konnten an den LKWs nicht vorbei fahren, da diese teilweise nebeneinander auf drei Spuren standen. Das Chaos perfekt machten dann die 3,5t Lieferfahrzeuge und Transporter, die auch noch die Standspur unpassierbar machten.

Nachdem wir so zu keinem Ziel gekommen sind, musste die Strategie gewechselt werden. Alleine war das so nicht zu händeln – also musste nachalarmiert werden. Es brauchte eine Versorgung der seit sieben Stunden im Stau stehenden Fahrzeuge, die LKWs mussten mittels schweren Gerät gezogen werden. Dadurch kamen Hilfskräfte vom DRK und THW zum Einsatz. Um eine Koordinierung dieser Großschadenslage zu ermöglichen, richtete die Einsatzleitung eine Koordinations- und Führungststelle in der Feuerwache Herleshausen ein. Als Führungsunterstützung kam seitens des Brandschutzaufsichtsdienstes Kreisbrandmeister Jörg Biehl dazu und aus dem Ringgau der Gemeindebrandinspektor Markus Wieditz mit Führungspersonal für Funk und Kommunikation. Zusammen plante man den Einsatz von THW Eschwege, Eisenach und später Großalmerode. Das DRK setzte sich aus Kräften von Eschwege, Reichensachsen, Herleshausen, Wanfried und dem Betreuungszug aus Eisenach zusammen. Ein Spezialfahrzeug mittels Kettenantrieb kam vom DRK Großalmerode. Weitere Unterstützung konnte die Feuerwehr aus Gerstungen liefern, die am frühen Morgen ebenfalls angefordert wurde.

Dies war eine Zusammenarbeit zweier Bundesländer die gemeinsam ein Ziel verfolgt haben. Seit der Alarmierung waren die Kameradinnen und Kameraden auf der Autobahn von Herleshausen bis Obersuhl unterwegs, betreuten mit dem DRK die Insassen der im Stau stehenden Fahrzeuge und zogen mit dem THW festgefahrene LKW an. Im Schnitt waren in der Spitze fast 100 Einsatzkräfte gebunden. Es gab viel positives Feedback, gerade von den eingeschlossenen PKW-Insassen. Allerdings stimmte uns auch etwas sehr nachdenklich und vor allem macht es wütend: wenn Einsatzkräfte die in ihrer Freizeit freiwillig helfen dafür bepöbelt und angespuckt werden, “weil man ja jetzt erst die Straße freibekommen hat“, da bleibt nur noch Fassungslosigkeit übrig. Gerade der Ton gegenüber unserer weiblichen Einsatzkräfte ließ bei einigen Kleintransporterfahrern mehr als zu wünschen übrig. Sowas ist absolut inakzeptabel! Wo bleibt da der Respekt? Das ehrenamtliche System in Deutschland ist ziemlich einmalig und viele kennen es nicht – aber egal ob bezahlter oder freiwilliger Helfer: das geht garnicht!

Nach knapp 15 Stunden konnte man endlich “Einsatzende” verkünden. Dies war für alle ein enormer Kraftakt. Aufgrund der personellen Struktur und der Tatsache, das alle Ehrenamtlichen noch einer regulären Beschäftigung/Anstellung nachgehen, war das für einige 15 Stunden Dauereinsatz am Stück. Riesigen Dank gilt allen Kameradinnen und Kameraden, sowie allen weiteren Hilfsorganisationen, die in den letzten Stunden ehrenamtlich ca. 5000 Personen versorgt und zahlreiche LKW in unserem Abschnitt geborgen haben. (dha)

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