Großeinsatz: H Gefahr 2 – Gefahrstoffunfall

21000 Liter Chlorwasserstoffsäure drohten aus einem Tanklastzug an der Tank- und Rastanlage Werratal-Süd an der BAB 4 in Herleshausen auszulaufen. Ein Großaufgebot von Rettungskräften verhinderte Schlimmeres.

Das Schild an Front und Heck mit der Gefahrnummer 80 und dem Stoff 1789 kennzeichnete einen Tanklastzug, der im hinteren Bereich eine Undichtigkeit aufwies. Nach Ankunft des ersten Einsatzfahrzeugs wurde nach der Grundregel für Gefahrstoffeinsätze gearbeitet und die sogenannte GAMS-Regel angewendet. Übersetzt bedeutet dies: Gefahr erkennen – Absicherung – Menschenrettung – Spezialkräfte alarmieren. Da der Stoff über die Nummer eindeutig identifiziert werden konnten, wurde großräumig um den LKW abgesichert und der Parkplatz in dem Bereich durch die Feuerwehr geräumt. Der Fahrer, der sich noch im Gefahrenbereich befand, wurde in einen sicheren Bereich gebracht und vom Rettungsdienst betreut. Bereits bei der ersten Alarmierung wurden Fach- und Spezialkräfte aus dem Werra-Meißner-Kreis zusammengezogen. So kamen Gerätewagen Gefahrgut mit spezieller Ausrüstung zunächst aus Sontra und Eschwege, im weiteren Verlauf auch aus Obersuhl (Kreis Hersfeld-Rotenburg) und dem Wartburgkreis (Thüringen). Nachdem im Laufe des Einsatzes immer mehr Einsatzkräfte eingetroffen sind, übernahm der Werra-Meißner-Kreis unter Kreisbrandinspektor Christian Sasse mit dem “Einsatzleitwagen 2” und der Führungsunterstützungseinheit des Kreises die Koordination und Leitung des Großeinsatzes.

Nachdem die ersten Einsatzkräfte mit speziellen Vollschutzanzügen (CSA) die Lage am LKW genau erkundet haben, gab es keine Möglichkeit, die Undichtigkeit abzustellen oder abzudichten. Somit blieb nur noch die Option, den gesamten Inhalt des Tanks in ein anderes Fahrzeug umzupumpen. Die derzeit ausgetretene Flüssigkeit wurde aufgefangen und wieder in den Behälter gepumpt, um die Zeit zu überbrücken, bis die 21000 Liter umgepumpt werden konnten. Restliche Säurereste wurden mittels Chemikalienbinder gesichert und eine weitere Ausbreitung verhindert.

Für das Umpumpen wurde von der Werkfeuerwehr Infraserv ein sechs Millionen teures Spezialfahrzeug mit Fachpersonal zur Einsatzstelle entsendet. Diese Kräfte arbeiten im Auftrag der TUIS. TUIS steht für „Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem“ und ist ein Service der chemischen Industrie. TUIS ist in drei verschiedene Service-Abstufungen unterteilt, wobei in Herleshausen Stufe 3 ausgerufen wurde:

Stufe 1

Telefonische Beratung durch eine Notrufzentrale.

Stufe 2

TUIS-Fachleute kommen zur Beratung vor Ort.

Stufe 3

Die Feuerwehr eines an TUIS beteiligten Unternehmen kommt vor Ort und leistet personelle und materielle Unterstützung, z.B. mit speziellen Gerätschaften. Hier ist die Infraserv GmbH & Co. Höchst KG als Dienstleister aus Frankfurt zum Einsatz gekommen.

Nach Ankunft eines Ersatz-Tanklastzuges und den Spezialkräften aus Frankfurt konnte die Säure umgepumpt werden. Aufgrund der Menge dauerte dieser Vorgang auch mehrere Stunden. Mittels zahlreicher spezieller Lüfter wurden während des gesamten Einsatzes die Säuredämpfe von den Einsatzkräften fern gehalten. Glücklicherweise hat das Wetter mitgespielt und weder starker Wind noch Regen haben den Einsatz zusätzlich erschwert. Nachdem gegen 02:30Uhr das letzte Fahrzeug die Einsatzstelle verlassen hat, begann die lange Phase der Nachbereitung. Der Gerätewagen Atemschutz aus Eschwege war bis auf das letzte Gerät leer, zahlreiche Schläuche und Materialien wurden kontaminiert und müssen im Nachgang aufwendig gereinigt werden. Einige Ausrüstungsgegenstände haben der Säure nicht stand gehalten und sind defekt. Die Versorgung von über 200 Einsatzkräften mit Essen und Getränken durch das DRK, 80 Atemschutzgeräte, 60 Vollschutzanzüge, zahlreiche leichtere Schutzanzüge und Planen ziehen noch viele Stunden Arbeit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft nach sich.

Unser Dank geht an alle eingesetzten Kräfte, die gemeinsam über Stunden diesen Großeinsatz abgearbeitet haben. Einsätze dieser Art sind für unsere Region kein „Tagesgeschäft“, trotzdem konnte mit Teamwork und Fachkompetenz die Lage bewältigt werden.

Nahezu alle Einsatzkräfte machen dies ehrenamtlich neben dem eigentlichen Job. Daher geht auch ein großer Dank an die Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter zu Einsätzen und dem danach gegebenenfalls erforderlichen Ruhezeiten freistellen. (dha)

Bericht von Osthessen-News
Getagged mit: , ,
Veröffentlicht unter Einsätze, Uncategorized

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Unwetter Warnungen

Archive